Um mal vom aktuellen Hauptthema etwas abzulenken, möchte ich euch auf einen ebenfalls wichtigen Virus aufmerksam machen, den HPV-Virus. Dieser Humane-Papilloma-Virus lebt schon viele Jahrhunderte mit und bei uns. Er wird meiner Erfahrung nach von den meisten unterschätzt. Die HPV-Impfung gibt es nun seit über 13 Jahren und sie ist eine wirkliche Errungenschaft im Kampf gegen den Gebärmutterhalskrebs und lästige Genitalwarzen.
Vor Kurzem wurde ich von einer Freundin gefragt, was ich denn von der HPV-Impfung halte? Ob auch ich meine Tochter impfen lassen würde? „Auf alle Fälle“ gab ich zur Antwort. Diese Impfung verhinderte fast vollständig HPV-assoziierte Vorstufen der Vulva, Vaginal- und Gebärmutterhalskarzinome. Es gibt ca. 20 verschiedene HPV-Arten die für oben genannte bösartige Erkrankungen verantwortlich sind. HPV-Viren können auch zu anderen Tumoren der Vulva und Vagina, des Analbereichs und zu bösartigen Schleimhauttumoren im Mund-Rachen-Raum führen.
Zu 70-80% infizierst du dich mit HPV-Viren im Laufe deines Lebens. Mit der HPV-Impfung gibt es eine Impfung, die die nötigen Antikörper zur Verfügung stellt, um den Ausbruch der HPV-Virusinfektion zu verhindern. Leider lag die Impfquote in Deutschland 2019 bei den 17-jährigen Mädchen nur bei 45%. In vielen anderen Ländern ist sie deutlich höher.
Gibt es Impfreaktionen durch die HPV- Impfung?
Natürlich können auch bei dieser Impfung, wie auch bei jedem Medikament (siehe Nebenwirkungsliste) oder jeder Impfung, Nebenwirkungen und Impfreaktionen auftreten. Wenn der Verdacht auf einen Impfreaktion besteht, wird diese an das Paul-Ehrlich-Institut gemeldet. Die zentrale Frage ist die Häufigkeit des Auftretens. Das Risiko ist wie bei Allem gegen den Nutzen abzuwägen. Ich empfehle diese Impfung genau wie das RKI (www.rki.de/impfempfehlungen), weil für mich der Nutzen deutlich überwiegt.
In welchem Alter ist die Impfung zu empfehlen?
Meine Empfehlung ist also, Eure Töchter und Söhne, idealerweise zwischen 9 und 13 Jahren und möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr, impfen zu lassen. Der 9- fache Impfstoff gibt einen Schutz gegen 9 der aggressivsten HPV-Viren, die zu obengenannten Erkrankungen führen. Bis 14 Jahre gibt es 2 Impfungen im Abstand von 5 Monaten. Ab 15 Jahre sind 3 Impfungen notwendig.
Warum werden auch die Jungs geimpft?
Seit 2017 wird die Impfungen auch für Jungen empfohlen. Nicht nur wegen der Übertragung der Viren beim Geschlechtsverkehr, sondern auch weil die HPV-Viren zu Anal-, Penis- und Mund-Rachen-Tumoren führen können.
Bin ich zu alt für eine Impfung?
Ob ihr bereits mit dem Virus angesteckt wurdet, ist nicht immer bekannt. Eine Infektion muss auch nicht zwangsläufig gleich zu einer Krebserkrankung oder Vorstufe einer Krebserkrankung führen, denn oft heilt die Infektion auch folgenlos aus. Allerdings kann das Virus auch jahrelang unentdeckt in den Zellen überleben, und unter dem Einfluss des HPV-Virus eine Zellveränderung bilden, die dann zu einer bösartigen Erkrankung werden kann. Ist bereits eine Infektion mit einem der Stämme erfolgt, dann hilft die Impfung gegen diesen nicht mehr, aber gegen die anderen krebsauslösenden Arten. Von daher macht eine Impfung auch in diesem Fall Sinn.
Impfen nach Konisation?- Unbedingt!
Empfohlen wird die Impfung jetzt auch nach einer Konisation. Die Konisation beinhaltet eine Entfernung eines Kegels am Gebärmutterhals, wenn die Kontrolluntersuchung bei Eurem Frauenarzt auffällige Zellen gezeigt hat und diese je nach Veränderung auch nicht abheilen und die Gefahr besteht, das sich ein Gebärmutterhalskrebs entwickelt. Nach Vorstellung in einer Spezialsprechstunde (Differentialkolposkopie) steht am Ende dann meist die Konisation. Wenn der Kegel am Gebärmutterhals herausgeschnitten wurde, dann gilt man erst einmal als geheilt. Nach Entfernung einer höhergradigen Zellveränderung (CIN III) mittels Konisation habt Ihr trotzdem noch ein erhöhtes Risiko für erneute HPV-assoziierte bösartige Erkrankungen. Durch eine HPV-Impfung kann das Neuerkrankungsrisiko aber reduziert werden.
Wer impft und was sind die Kosten?
Sprecht beim nächsten Arztbesuch Euren Frauen-, Kinder- oder Hausarzt darauf an. Die Krankenkassen übernehmen je nach Kasse bis 17/18 Jahre, einige auch bis 26 Jahre die Kosten der Impfung. Auf Antrag (Formulare im Internet oder bei Frauenarzt) können die Kosten auch nach einer Konisation übernommen werden. Also unbedingt vor der Impfung bei der Krankenkasse anfragen!!!
Wenn ihr die Kosten selber übernehmen müsst, dann sind das aktuell ca.150€ pro Impfung, macht bei 3 Impfungen zusammen 450€. Also lieber doch frühzeitig impfen, solange die Impfung noch von den Krankenkassen bezahlt wird.
Eine HPV-Impfung ersetzt allerdings nicht den jährlichen Gang zum Frauenarzt und schützt euch auch nicht vor anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen, das dürfte vermutlich klar sein, aber ich wollte es nochmal erwähnen!
Übrigens..
Kondome schützen nicht vor einer Infektion mit HPV-Viren.
Liebe Grüße und einen wunderschönen Tag wünsche ich Euch!
Bild: Pexels, Gustavo Fring